In der Fastenzeit lässt sich auf vieles verzichten
Frankfurt – Tee, Nudeln, Cornflakes – kaum ein Regal in Janina Albrechts Küche, in dem nicht mit Lebensmittel gefüllte Gläser stehen. Die 31-Jährige bemüht sich, möglichst plastikfrei zu leben.
Das bedeutet vor allem: verpackungsfrei einzukaufen, etwa in speziellen Läden, wo Kunden Lebensmittel in mitgebrachte Gefäße abfüllen können. Obst, Gemüse und Käse holt die Offenbacherin auf diese Weise auch vom Wochenmarkt, Gewürze baut sie selbst an. In der Fastenzeit will sie nun noch weiter gehen und auch die letzten Einwegverpackungen aus ihrem Leben verbannen.
Verzicht auf Milchkartons
Zum Beispiel gelte das für Milchkartons, sagt Albrecht. Sie will in den kommenden Wochen Milch aus Haferflocken oder Mandeln selbst zu Hause herstellen. «Ich mache das Plastik-Fasten jetzt im fünften Jahr, in der Zeit bin ich besonders konsequent», berichtete die Designerin. Es handele sich um einen überschaubaren Zeitraum, den sie nutzen könne, um sich neue Gewohnheiten zuzulegen. Im ersten Jahr habe sie sich etwa angewöhnt, grundsätzlich einen Jutebeutel mitzunehmen, wenn sie aus dem Haus geht. Inzwischen stellt sie selbst auch Sonnencreme, Putzmittel und Shampoo her. Ihr gehe es um Effizienz und Nachhaltigkeit: «Kunststoff kompostiert nicht.»
Die 31-Jährige engagiert sich gemeinsam mit anderen auch in der Initiative
«Offenbach Plastikfrei» und hat dort für ihre Fastenaktion Mitstreiter gefunden, vier bis sechs seien es voraussichtlich, berichtet sie. Geplant seien unter anderem gemeinsame Ausflüge zu Unverpackt-Läden in Frankfurt und Mühlheim.
Tipps und Ideen rund um einen Alltag
Zum Plastikfasten ruft regelmäßig auch die Naturschutzorganisation BUND auf. Mit 12,6 Millionen Tonnen verbrauche in Europa kein anderes Land soviel Plastik wie Deutschland. Um dies zu ändern, fordert die Organisation dazu auf, unter dem Motto «Wissen wachse, Müllberg schrumpfe!» in sozialen Medien Tipps und Ideen rund um einen Alltag ohne Einwegverpackungen zu teilen.
Doch Plastik ist bei weitem nicht das einzige, auf was Menschen in Hessen in der Fastenzeit verzichten. Da gibt es die Klassiker wie sieben Wochen ohne Fleisch, Alkohol, Zigaretten, Fernsehen oder Süßigkeiten. Hinzu kommen weitere Ideen wie der Verzicht aufs Handy oder der Versuch, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Mehr Bewegung im Alltag kann ein Rolltreppen-Fasten bringen.
Aktion Autofasten
Bei der
Frankfurter Verkehrsgesellschaft (VGF) erhalten Teilnehmer einer Autofasten-Aktion gegen die Abgabe ihres Autoschlüssels ein kostenloses Ticket für ihre gewohnte Strecke mit dem öffentlichen Nahverkehr, das bis Gründonnerstag am 18. April gilt. Dazu kommt ein Guthaben bei einem Carsharing-Anbieter. Zum Autofasten rufen auch wieder mehrere katholische Bistümer sowie evangelische Landeskirchen auf.
Sieben Wochen
ohne Lügen ist die Herausforderung, die die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihren Mitgliedern vorschlägt. Die Aktion solle zum Nachdenken darüber anregen, «wie oft wir in der alltäglichen Kommunikation kleine und große Notlügen nutzen oder sogar falsche Aussagen machen», heißt es in der Ankündigung.
Lebensstil hinterfragen
Die Fastenaktionen der evangelischen Kirche unter der Überschrift «Sieben Wochen Ohne» gibt es bundesweit seit mehr als 30 Jahren. Das Motto wechselt jährlich. Unter anderem rief die Kirche schon zu sieben Wochen ohne Geiz, Zaudern, Ausreden, Vorsicht oder falsche Gewissheiten auf. Es gehe darum, spirituell aufzutanken und einen neuen Blick auf den Alltag zu gewinnen, erklärt die EKHN.
Ein besonderes Angebot machen die evangelische und katholische Kirche in Frankfurt. Unter der Überschrift
«Erdverbunden» bieten mehrere Pfarreien Teilnehmern einer Veranstaltungsreihe Meditationen und Erfahrungsaustausch an, um die politische Situation sowie eigene Handlungsspielräume in Bezug auf den Klimawandel zu reflektieren und analysieren. «Es geht nicht um moralische Diktatur, sondern um ein Hinterfragen unseres Lebensstils», sagt Thomas Wagner, Studienleiter beim Haus am Dom. Ziel sei, am Ende nachhaltiger und ressourcenschonender zu leben, etwa mit einem anderen Mobilitätsverhalten oder reduziertem Fleischkonsum.
Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)