Das Taschentuch: Ein vergangenes Statussymbol
Das heutige Papiertaschentuch benutzen wir im Winter oft ohne darüber nachzudenken. Dies war aber nicht immer so. Damals galt es wegen seiner aufwendigen Herstellungsweise als Statussymbol.
Bis vor wenigen Jahrhunderten war es undenkbar, ein Taschentuch zum Nase schnäuzen zu verwenden und dann zu entsorgen. Schließlich können Daumen und Zeigefinger diese Aufgabe ebenso gut erledigen. Im alten Rom wurde es eher dazu verwendet, den Schweiß vom Gesicht zu tupfen.
Die Vielfältige Bedeutung des Taschentuchs
Später, im Mittelalter, kamen zwar die ersten Nasentücher auf, dennoch war das Weben von Stoff damals so aufwendig, dass die Tücher zu kostbar waren um mit ihnen lediglich Nasensekret aufzufangen. Kunstvoll verziert, entwickelten sie sich zu Statussymbolen, ähnlich der heutigen Designermode und teure Autos.
Des Weiteren leistete es gute Dienste als Liebespfand; so zeugte es von großer Zuneigung, jemandem sein Taschentuch zu überlassen. Logisch, dass diese Tatsache zum flirten genutzt wurde. Ritter trugen das Tuch ihrer Angebeteten mit sich in die Schlacht, während es als Liebesbeweis galt, das versehentlich fallen gelassene Taschentuch einer Dame aufzuheben.
Das Tuch für die breite Masse
Es ließ sich aber auch das Gegenteil, nämlich Distanz aufbauen, mit einem Taschentuch erreichen. Die vornehmen Adligen hielten sich ein mit Parfum getränktes Tuch vor die Nase, wenn sie mit einem Untergebenen sprachen um nicht von deren unangenehmen Gerüchen belästigt zu werden.
Erst im 19. Jhd., mit Beginn der Industrialisierung, büßte das Taschentuch seinen Rang als Statussymbol und auch seinen Aspekt für die Mode im herkömmlichen Sinne ein. Nun konnten die Baumwolltücher maschinell und damit schneller und billiger produziert werden, wodurch auch die breite Masse sich die Schnupftücher leisten konnte. Zugleich trug das wachsende Hygienebewusstsein dazu bei, dass dieser nutzen allgemein anerkannt wurde.
Dennoch ist das Ziertuch nicht ganz aus der Mode verschwunden. Männer von Welt tragen es auf bestimmte Weise gefaltet, wozu es hier Anleitungen gibt, in der oberen Tasche der Anzugjacke.
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