Hochzeitspaare wollen lockeres Ambiente
Mühlacker – Die Hochzeitsfeier ist im besten Fall eine einmalige Sache. Da wollen Paare ihren Gästen und vor allem sich selbst etwas Besonderes bieten – wenn nicht gar etwas Einmaliges.
Daher sagt Sonja Schulz, Buchautorin und Leiterin der Plattform Hochzeitsportal24: Der Wow-Effekt ist der große Trend für Hochzeitsfeiern. Zugleich aber wollen Paare vor allem eines: Weg von den üblichen Traditionen und durchgetakteten Feiern, berichtet Schulz im Interview mit dem dpa-Themendienst.
Frage: Welche Trends sehen Sie für Paare, die 2020 heiraten möchten?
Schulz: Das sind zwei Trends – immer noch Vintage und Boho. Beide Stilrichtungen gibt es schon seit mehreren Jahren, ihre Beliebtheit schwächt sich in Deutschland aber immer noch nicht ab.
Mit beiden Begriffen werden viele Dinge in einen Topf geworfen. Es lässt sich aber grob zusammenfassen als ein festlicher Hippie-Stil, bei dem auch nicht mehr alles gemacht wird, wie traditionell üblich. Es kann viel lockerer als bei üblichen Hochzeitsfeiern zugehen. Man macht etwa ein Lagerfeuer draußen, um das man dann auch tanzt statt drin in der Location auf der eigentlichen Tanzfläche.
Verstärkt gibt es auch einen Fokus auf naturbetonte Hochzeiten – «natural greenery» bezeichnet man das. Hier wird mit natürlichen Dekorationen gearbeitet, vor allem Eukalyptus wird gerne genommen. Der Farbfokus liegt auf Dunkelgrün und Weiß, dazu passen etwa dunkle Holztische gut.
Frage: Viele Feiern geben sich ja ein Farbmotto. Ist das erwähnte Dunkelgrün eine Trendfarbe?
Schulz: Aktuell sind Roségold und insgesamt die natürlichen Töne angesagt. Man muss aber sagen: Es gibt zwar Trendfarben für Hochzeiten, aber nicht jedes Jahr eine neue, sondern eher alle paar Jahre.
Meistens braucht es eine Weile, bis ein Trend soweit angekommen ist, dass man die passenden Dekorationen auch im lokalen Fachhandel kaufen kann. Daher ein Tipp: Wenn man einen Trend schon am Anfang mitmachen möchte, sollte man vor dem Festlegen klären, ob man ihn auch schon wirklich aufgreifen kann beziehungsweise welchen Aufwand man dafür betreiben müsste. Es gibt Bräute, die ihre Dekorationen dann etwa in den USA bestellen. Das muss ja nicht sein, gerade mit Blick auf die Nachhaltigkeit.
Frage: Welche Art von Festlocation ist dafür besonders beliebt?
Schulz: Die Scheunenhochzeit ist aktuell super beliebt. Sie ist festlich, aber auch ein bisschen rustikal – was wiederum den Druck vom Brautpaar nimmt, alle Traditionen und Erwartungen an eine typische Hochzeit erfüllen zu müssen. Denn hier geht es auch etwas lockerer zu.
Frage: Sucht man Inspirationen für seine Feier in sozialen Netzwerken, hat man das Gefühl, es geht darum, immer etwas Besonderes bieten zu müssen. Ist das auch eine Entwicklung?
Schulz: Der Wow-Effekt ist ein großer Trend. Es geht vielen darum, etwas zu bieten, was die Gäste noch nie gesehen oder erlebt haben. Angesagt sind im Moment dafür zum Beispiel die «wedding loops» – geschmückte Reifen als Wanddekoration. Ein riesengroßer Reifen kann bei der freien Trauung auch Ersatz für den klassischen Altar sein.
Ein anderes Beispiel ist die Donut-Wand, die sehr witzig ist. Das ist eine Stellwand, an der Donuts hängen, die sich die Gäste selber herunternehmen können. Das macht optisch richtig was her! Das ist einfach eine besondere Art, wie man etwas präsentiert – auch darum geht es gerade vielen Brautpaaren. Sie wollen etwas haben, was es auf anderen Feiern im Umfeld noch nicht gab.
Frage: Ist das nicht auch ein großer Druck, dem sich Paare aussetzen?
Schulz: Ja! Ich sage daher immer auch, man sollte sich besser nicht zu viel Druck machen, sondern so feiern, wie man selbst es möchte. Und nicht, wie es erwartet wird.
Frage: Es soll ja auch einen Gegentrend zur Mikrohochzeit im sehr kleinen Kreis geben – was günstiger ist und mit weniger Erwartungshaltung einhergeht. Zeigt das auch Ihre Erfahrung?
Schulz: Laut einer Studie wollten 2019 nur zwölf Prozent aller Hochzeitspaare mit weniger als 25 Gästen feiern. Das sind erst mal nicht viele, trotzdem steigt die Zahl der kleineren Hochzeiten insgesamt schon an – aber aus anderen Gründen.
Immer mehr Paare heiraten erst, wenn sie ein Baby erwarten oder schon Kinder haben. Man kann in Deutschland aber nicht kurzfristig heiraten, wenn man eine größere Location braucht. Die großen und guten Locations für eine Feier in den Sommermonaten sind eineinhalb bis zwei Jahre im Voraus ausgebucht.
Daher ist die Mikrohochzeit für mich kein echter Trend. Sondern es ist ein Begriff, der eine kleine Hochzeit besser verkauft – denn früher hatte eine kleine, vielleicht auch noch kurzfristig angesetzte Hochzeit schon einen eher negativen Touch.
Frage: Im Alltag versuchen immer mehr Menschen, nachhaltiger zu leben? Gilt das auch für die Planung von Hochzeiten?
Schulz: Die Nachfrage danach steigt schon, aber nicht so sehr wie im Alltag. Denn die Hochzeit soll ja dieser besondere Tag des Lebens sein, und viele Brautpaare denken daher hier nicht an Nachhaltigkeit.
Brautpaare können aber schon mit kleinen Dingen eine Wirkung erzielen. Zum Beispiel, indem sie gewisse Sachen Secondhand kaufen oder Dienstleister von vor Ort aussuchen. Wer in München wohnt, muss ja nicht einen DJ aus Berlin kommen lassen. Und man kann statt Orchideen oder Callas aus dem Ausland auch heimischen Blumen kaufen. Wiesenblumen sind gerade sowieso beliebt.
Zur Person: Sonja Schulz ist Leiterin der Plattform Hochzeitsportal24 und hat gemeinsam mit ihrem Mann das Buch «100 Hochzeit-Checklisten – Das Hochzeitsbuch für eure Planung» geschrieben.
Fotocredits: Paul Träger,Christin Klose,Paul Träger,Paul Träger,Paul Träger,Horst Ossinger,Paul Träger
(dpa/tmn)